Rückkehr in die Fläche
Hänsel Processing in Hannover
Beim Maschinenbauer Hänsel Processing mit 150 Beschäftigten endet lange Ungleichbehandlung bei Arbeitszeit und Entgelt. Die Beschäftigten haben sich dafür engagiert.
Ziel: gleicher Lohn und gleiche Arbeitszeit für alle
- Rückkehr in die Tarifbindung, die 2012 gekündigt worden war. Seither hatten über 30 neue Kolleginnen und Kollegen bei längerer Arbeitszeit weniger Geld erhalten als alle anderen.
- Reduzierung der Arbeitszeit auf 35 Stunden. Seit Verlassen des Tarifvertrags mussten immer mehr Beschäftigte 40 Stunden arbeiten, wurden aber nur für 35 Stunden bezahlt.
- Zunehmende Ausdifferenzierung beenden. Ohne Tarifverträge wurde immer mehr nach »Nasenfaktor« bezahlt.
Umsetzung: Druck aufbauen und mehr werden
- Der Wunsch nach eigener Tarifbewegung entstand aus Informationen über den Abschluss in der Metall- und Elektroindustrie 2018. Insbesondere die Wahloption auf zusätzliche freie Tage statt Geld und Sonderzahlungen (T-ZUG) wollten die Beschäftigten bei Hänsel auch erhalten.
- Die konkrete Vorbereitung der Tarifbewegung begann Anfang 2019 mit einer Vertrauensleute-Klausur. Alle Aktionen wurden in den wöchentlichen Vertrauensleutesitzungen vorbereitet. Schnelle Infos gingen nach den Treffen unmittelbar an alle Beschäftigten.
- Den Startschuss gab eine gut besuchte offene Mitgliederversammlung im Februar 2019, in der eine betriebliche Tarifkommission gewählt wurde. In Betriebsversammlungen informierten die Aktiven über den Stand der Tarifverhandlungen. Gleichzeitig nutzten die Vertrauensleute selbst erstellte Flugblätter zur Ansprache und Mitgliederwerbung. Der Organisationsgrad tieg daraufhin weiter an.
- Zum zweiten Verhandlungstermin versammelten sich die Kolleginnen und Kollegen mit einem großen Transparent vor dem Verhandlungsort, um den orderungen Nachdruck zu verleihen.
- An den zwei Warnstreiks beteiligten sich über 70 Prozent der anwesenden Kolleginnen und Kollegen.
Erfolg: Arbeitszeitverkürzung beginnt 2019 – Tarifbindung ab 2020
- Die Arbeitszeit wird seit 1. Juli 2019 in mehreren Etappen bis zum 1. Januar 2022 auf 35 Stunden reduziert.
- Bereits im zweiten Halbjahr 2019 haben die Beschäftigten Anrecht auf vier freie Tage nach den Regelungen des T-ZUG, 2020 dann auf den vollen Anspruch (acht Tage).
- Das Unternehmen kehrt zum 1. Januar 2020 durch einen Anerkennungstarifvertrag in die Tarifbindung der Fläche zurück.
Dirk Schulze, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Hannover und Verhandlungsführer sagt:
Ein toller Erfolg! Die Tarifbindung sichert nun wieder die Beschäftigten ab. Arbeits- und Lebensbedingungen verbessern sich. Alle Beteiligten können sich beglückwünschen!“
Tipps von Andreas
Wir haben die Tarifdurchsetzung gründlich vorbereitet. Durch die wachsende Solidarität der Beschäftigten konnten wir immer auf die eigene Kraft vertrauen. Das war der Schlüssel zum Erfolg.“
Andreas Nolte, IG Metall Hannover
Ich finde es gut, weil
wir den gewachsenen Zusammenhalt unter fast allen Kolleginnen und Kollegen für zukünftige Tarifauseinandersetzungen brauchen werden. Durch unseren gemeinsamen Erfolg wird die entstandene Ungleichbehandlung wieder abgeschafft.“
Stefan Schmidt, Mitglied der Verhandlungskommission und stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei Hänsel Processing in Hannover