Union Busting erfolgreich abgewehrt – Tarifvertrag erkämpft

Sie wollten, was ihnen zusteht: einen Betriebsrat und einen Tarifvertrag. Dann kam alles anders. Die Belegschaft von Hombach Wärmetechnik musste sich gegen massive Angriffe des Arbeitgebers wehren. Am Ende erfolgreich! Ein Gespräch mit Uwe Zabel vom Erschließungsprojekt des Bezirks Mitte und Uwe Wallbrecher, Geschäftsführer der IG Metall Betzdorf

Die Belegschaft von Hombach erkämpfte sich einen Tarifvertrag. Der Weg dahin war schwierig, warum?

UWE WALLBRECHER: Seit Jahren wurden keine Lohnerhöhungen mehr gezahlt, deshalb haben die Beschäftigten von Hombach Wärmetechnik Kontakt mit uns aufgenommen. Sie wollten einen Betriebsrat wählen und einen Tarifvertrag abschließen. Die Entgelte lagen 20 bis 30 Prozent unter dem Flächentarifvertrag. Dann haben wir gemeinsam den Weg beschritten: erst die erfolgreiche Betriebsratswahl, dann eine Mitgliederversammlung, die Wahl der Tarifkommission und die Übergabe der Forderungen. Das lief ab Ende 2017 zunächst völlig reibungslos.

UWE ZABEL: Wir haben von Beginn an deutlich gemacht: Leute, das müsst Ihr selbst durchsetzen. Wir sind mit Rat und Tat an Eurer Seite, aber organisieren müsst Ihr Euch selbst. Zu Beginn gab es neun Mitglieder, jetzt sind 80 Prozent organisiert.

Später wehrte sich der Arbeitgeber?

UWE ZABEL: Ja, der Ärger fing an, als es zu ersten Tarifverhandlungen kam. Da wurde der Belegschaft das bisher kostenlose Mineralwasser gestrichen. Für uns war es insofern ein guter Anlass, um zu testen, ob wir geschlossen gegenhalten. Das hat super geklappt. Die Geschäftsstelle hat daraufhin zum Warnstreik aufgerufen und 80 Kästen Wasser besorgt. Die haben wir mit Aufklebern versehen, eine Mauer vor dem Werk gebaut und die Kästen den Beschäftigten geschenkt, die sie mit reingenommen haben.

UWE WALLBRECHER: Dann hat der Betriebsrat eine Versammlung organisiert, um über den Verhandlungsverlauf zu informieren. Daraufhin wurde dem Betriebsratsvorsitzenden mit dem Vorwurf »Arbeitszeitbetrug« fristlos gekündigt und er bekam Hausverbot. Der Kollege war völlig geschockt, als der Bote mit dem Schreiben vor der Tür stand.

Das klingt nach Union Busting, also nach gezielten Angriffen auf Gewerkschaftsmitglieder. Wie habt Ihr Euch gewehrt?

UWE WALLBRECHER: Wir haben sofort eine betriebliche Öffentlichkeit geschaffen, die Beschäftigten informiert, Solidarität hergestellt und das Hausverbot erfolgreich vor Gericht bekämpft. Er blieb im Betrieb, die Kollegen und Kolleginnen standen geschlossen hinter ihm und zeigten ihre Solidarität. Wir haben dafür rote Shirts mit dem Slogan »Einer für alle – alle für einen« gemacht, die wurden wochenlang im Betrieb getragen. Als dann die Kündigung vor Gericht kam, waren alle mit den Shirts vor Ort. Und wir haben immer darauf bestanden, dass weder der  Betriebsratsvorsitzende noch die Belegschaft Sanktionen zu fürchten haben.

UWE ZABEL: Die Kündigung und das Amtsenthebungsverfahren wurden abgewiesen. Es gab außerdem im Tarifkonflikt Warnstreiks mit Autokorso, Überstundenboykott und noch mehr. Danach haben wir eine Urabstimmung über einen unbefristeten Streik beantragt. Dieser Drohung hat sich die Firma gebeugt, einem guten Tarifvertrag zugestimmt mit kräftigen Lohnerhöhungen und einer Klausel, nach der niemand wegen der Auseinandersetzung Nachteile erleiden darf. Die außerordentliche, fristlose Kündigung des Betriebsratsvorsitzenden nahm der Arbeitgeber zurück.

Welche Tipps könnt Ihr Kolleginnen und Kollegen geben, die auf ähnliche Weise attackiert werden?

UWE ZABEL Es ist wichtig, dass die Belegschaft und die Aktiven zusammenstehen und geschützt werden. Die Konfliktfähigkeit sollte zunächst in kleinen Schritten getestet werden. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Betrieb, Geschäftsstelle, Bezirk und Erschließungsprojekt ist ganz wichtig.

UNION BUSTING –

Was ist das und wie handeln?

Bei der Erschließung von Betrieben werden wir auch immer wieder mit Gegenmaßnahmen und Behinderungen durch Arbeitgeber konfrontiert. Eine besonders aggressive Variante ist das Union Busting, auf Deutsch: Gewerkschaften sprengen. Dabei nehmen Arbeitgeber Einzelne ins Visier, um kollektive Mitbestimmung zu verhindern. Im Konkreten üben Arbeitgeber strategisch und massiv Druck aus, wie in dem Beispiel mit fristlosen Kündigungen. Wichtig ist: Union Busting erkennen, solidarisch und offensiv entgegentreten. Im Handbuch für die Praxis erfahrt Ihr detailliert, was zu tun ist und worauf Ihr achten müsst.

Ins Handeln kommen